Tschues Trans Ocean!
Karin und Udo Beume vom Stuetzpunkt Panama City verabschieden sich.
Es ist fast drei Jahrzehnte her, als wir gebeten wurden, den
T.O.-Stuetzpunkt Panama Stadt zu uebernehmen. Das fuehrte zu vielen
Begegnungen und Bekanntschaften, die wir nicht missen moechten.
Kuerzlich verkauften wir unsere Logistikfirma. Ein Management-Team
fuehrt den Restaurantbetrieb in Panama, so dass wir jetzt die Zeit
finden, langgehegte Wuensche zu erfuellen und ueber laengere
Zeitraeume zu verreisen. Der Moment ist gekommen, "Tschues T.O." zu
sagen und auf diesem Weg einen Gruss an alle zu richten, denen wir im
Laufe der Jahre begegnet sind.
Vor der Informationsvielfalt des Internets, lernten wir die Mehrzahl
der T.O.-Yachties persoenlich kennen. Es ging um die Formalitaeten
fuer den Kanaltransit, Linehands, Einkaeufen und Importmoeglichkeiten.
Die meisten Namen haben wir vergessen. Dafuer sind uns andere und so
manche Episode in lebhafter Erinnerung verblieben.
Unser erster "Kunde" war Alex Wopper auf der seltenen Sued-Nordstrecke
vom Pazifik zum Atlantik. Das war auch die Gelegenheit fuer unseren
ersten Kanaltransit als Linehand. Alex ist heute T.O.-
Stuetzpunktleiter in Valdivia. Gruesse nach Chile, lieber Alex! Wer
weiss, vielleicht schauen wir mal urploetzlich bei Dir vorbei und
erkundigen uns nach Deinem Wohlergehen.
Mit Klaus Hympendahl blieben wir viele Jahre lang in Verbindung. Erst
vor wenigen Wochen ergab sich ueber Dritte wieder ein Kontakt zu ihm.
Klaus verbrachte Ende der achtziger Jahre laengere Zeit hier und
scheibt ueber seine Bekanntschaften in Panama in einem seiner Buecher.
Auch Wolfgang Hausner war monatelang mit der "TABO III" in diesem
Revier. Seine Buecher und die Fernsehberichte verleihen Wolfgang das
Image des draufgaengerischen Abenteurers. In Wirklichkeit lernten wir
ihn und seine Frau Gerti als eher zurueckgezogene, ganz liebenswerte
Menschen kennen. Gudrun Calligaro kam auf ihrer Einhand-Weltumseglung
mit ihrem "Maedchen" auf dem Weg vom Suedpazifik nach Panama. Was war
angemessener, als fuer Gudrun und ihr "Maedchen" eine reine
Maedchencrew fuer den Kanaltransit zu organisieren. Einen
Einhandsegler aelteren Semesters lernten wir als unerhoert spannenden
Geschichtenerzaehler kennen. Nur war nie klar, an welcher Stelle bei
ihm die Wahrheit aufhoerte und das Seemannsgarn anfing. Wir sprechen
von Utz Mueller Treu. Erzaehlen konnte er toll. Buecher schrieb er
keine. Wir wussten nicht, welches hohe Ansehen Utz bereits damals in
Bluewaterkreisen wegen seiner aussergewoehnlichen Fahrten besass.
Wir erinnern uns an die "Inchallah" aus Ruesselsheim. Bei der ersten
Durchreise bunkerte der Skipper begeistert eine gewaltige Menge
Raeucherschinken und Landjaeger im Vorschiff. Bereits auf Distanz roch
"Inchallah" wie eine deutsche Metzgerei. "Hat bis Tahiti gehalten!",
berichtete er. Sein Anruf bei der zweiten Einhand-Weltumseglung klang
dramatisch. "Karin, Ihr muesst mir helfen! Habe vor Colón mein Schiff
kaputtgefahren." Auch nie vergessen werden wir eine extrem vom Pech
verfolgte TO-Yacht, die bereits auf dem Weg ins Mittelmeer in eine
schwere Kollision mit zwei Rheinschiffen verwickelt war. Waehrend wir
uns mit dem Eignerehepaar unter Deck auf eine Tasse frisch gebrauten
echt ostfriesischen Tee freuten, berechnete der heranwachsende Sohn am
Ruder die Stroemung auf der Reede vor Balboa falsch und steuerte unter
Maschine mit vollem Hurra gegen ein vor Anker liegendes Grossschiff.
Glueck im Unglueck, seitdem ist dem Skipper klar, aus welchem
vernuenftigen Grund sein Bugspriet werftseitig mit einem Scharnier
versehen worden war. Vor Neuseeland musste die Yacht nach Feuer an
Bord aufgegeben werden. Den T.O. Stander fuehrte auch die stolze
"Gorch Fock" bei ihrem Besuch auf dem Weg nach Australien. Der erste
Offizier erklaerte uns mit amtlich strenger Miene, dass es sich bei
der "Gorch Fock" de facto um ein Kriegsschiff handele. Die Antwort auf
die Frage, wo denn die Kanonen versteckt seien, blieb er uns schuldig.
Ach, es sind so viele Gesichter und Geschichten, welche beim Verfassen
dieses Berichts urploetzlich aus dem Dunst der Erinnerungen
hervortreten. Der junge Einhandsegler, der bei uns angekommen das
Muffensausen vor den langen Pazifiktoerns bekam und abbrechen wollte.
Karin ergriff die Initiative, entwickelt psychologisches Gespuer fuer
die Situation, nahm die Verproviantierung in ihre Hand und schickte
den guten Menschen mit einem herzlichen "Mach jetzt, dass du endlich
weiterkommst!" auf den Weg zu den Marquesas Inseln.
In Puerto Lindo funktioniert der von Guido und Silvia betreute
T.O.-Stuetzpunkt. Nicht nur, dass damit die Kontinuitaet
gewaehrleistet ist. Guido ist ein erfahrener Fahrtensegler und einer
der besten Kenner der Reviere San Blas und Colon. Ausserden hat er
tausendmal mehr Ahnung von der Bootstechnik als wir.
Also, dann sagen wir mal Tschues!
Karin und Udo Beume